Zinsmanagement ohne Termingeschäfte
Aktiensegment-Management
Die aktuelle Situation am Kapitalmarkt
Die Portfolio-Strategien und die aufgenommenen Märkte
1.2. Gewichtung nach dem relativen Sharpe-Ratio
Als weiterer Ansatz wird eine Gewichtung nach der relativen Größe des Sharpe-Ratios gewählt.
Dabei werden alle Sharpe-Ratios der aufgenommenen Märkte addiert. Das Ergebnis liefert den Quotienten für die Gewichtung. D.h. der Markt mit der höchsten Sharpe-Ratio erhält im Portfolio das höchste Gewicht, wobei auch hier die Gewichtung auf maximal ein Drittel beschränkt wird, um Klumpenrisiken zu vermeiden.
Werden weniger als 3 Märkte in das Portfolio aufgenommen oder ergibt die Summe der Investition weniger als 100 %, wird der nicht investierte Anteil unverzinst in der Kasse gehalten um die reine Aktienmarktperformance darzustellen und nicht vom Zinseszins-Effekt der Rentenmärkte zu profitieren.
Die Tests beginnen, bedingt durch die Stichprobengröße, am 28.07.2003. Ab diesem Zeitraum liegt für den größten Teil der betrachteten Märkte ein ausreichend langer Zeitraum für den Aufbau des Wahrscheinlichkeits-Modells zugrunde.
Abb.: Die Entwicklung (28.07.2003-31.10.2016) des Portfolios mit der Gewichtung nach der relativen Sharpe-Ratios der wahrscheinlichkeitsbasierten Strategie und des Euro Stoxx 50 PI. Zusätzlich die Investitionsquote des wahrscheinlichkeitsbasierten Portfolios.
Die Ergebnisse zeigen, dass es nur kurze Perioden gibt, in denen die Investitionsquote auf Null fällt. In der Zeit der Finanzmarktkrise (Höhepunkt September 2008) geht die Investitionsquote bereits ab Juli 2007 deutlich zurück.
Portfoliostrategien und die aufgenommenen Märkte
1. Portfoliostrategien
1.1. Markowitz-Diversifizierung
Neben der Einzelmarktbetrachtung wurden auch einige Portfoliostrategien getestet. Die Ergebnisse der Portfoliostrukturierung nach Markowitz kann bei wikifolio nachvollzogen werden.
Dort wird das Portfolio „Welt Markttrend“ mit einem Markowitz-Optimierer strukturiert. Hierbei wird eine per anno Rendite von 14 % vorgegeben und die Volatilität des Portfolios minimiert. Als Nebenbedingungen werden eine maximale Investitionsquote von 35 % bei Investition pro Markt vorgegeben sowie Leerverkäufe (negative Investitionsquote) und Kre-ditkäufe (Summe aller Investments größer 100%) ausgeschlossen.
Das Ergebnis eines Vergleichs der Kapitalmarktlinien einerseits unter Verwendung der Indices und andrerseits der Rendite-Risikokombinationen der Wahrscheinlichkeits-Strategie ist auf unten stehender Graphik dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Wahrscheinlichkeitsstrategie, der Strategie auf Basis der reinen B&H-Aktienmärkte deutlich überlegen ist – sowohl auf der Rendite- als auch auf der Risikoseite.
3. Der Praxistest
Die Ergebnisse solcher Tests werfen immer wieder die Frage nach der Praxistauglichkeit auf. Eventuell anfallende Kosten und mögliche Probleme beim Umsetzen am Wertpapiermarkt könnten zu Einschränkungen oder auch zu ganz anderen, vielleicht doch die Effizienz der nicht so vollkommenen Märkte stützenden Ergebnissen, führen.
Abb. 7: Durchschnittliche p.a. Renditen der quantitativen Strategie, des Portfolios mit dem ausbalancierten durchschnittlichen Rentenanteils (REX 1 J.) und des Euro Stoxx 50 PI sowie des Euro Stoxx 50 PI.
Das Internet mit seinen Möglichkeiten des Socialtradings bietet aber nun einen Weg auch diese drohenden Makel zu überprüfen. Aufbauend auf den oben dargestellten Ergebnissen werden nun vier Strategien von „docgoetz“ auf www.wikifolio.de am Markt getestet:
Es hat sich gezeigt, dass nach wenigen Wochen des Ausprobierens, die Strategien umformuliert werden mussten. Hintergrund ist neben aufsichtsrechtlichen Vorgaben, gerade die bereits oben beschriebenen Kostenthemen. Eine tägliche Feinjustierung im Rahmen einer Variation zwischen 50 und 80 % ist beispielsweise aufgrund der Handelskosten und der Geld/Brief-Spreads nicht gewinnträchtig umsetzbar. Trotzdem sollen die Strategien weiterverfolgt werden und nur die Feinjustierung wird ausgeschlossen.
Als ebenso hinderlich erweist sich ein immer noch nicht ausreichender Markt von ETF-Anlagevehikeln am Kapitalmarkt. Neben teilweise ausgesprochen hohen Geld-Brief-Spreads fallen auch ausgeprägte Tracking-Error auf. Bei den Anlagemöglichkeiten am Zinsmarkt kann ebenfalls nicht von einem annähernd vollkommenen Markt ausgegangen werden. So sind beispielsweise ETF-Produkte im Bereich strukturierter Zinsprodukte Mangelware.
Abb. 8: Durchschnittliche Sharpe Ratios der drei Strategien (siehe Abb. 7)
In den kommenden Wochen werden die vier Portfolios vorgestellt, die die Praxistauglichkeit bei voller Kostenbelastung zeigen sollen.
Ergebnisse der ex-post-Prüfung – Teil 4
2.4. Aktuelle Ergebnisse 2013 – 2016
Die Frage, die sich nun noch stellt, ist die, wie sieht die aktuelle Situation aus, insbesondere vor dem Hintergrund negativer Zinsen bei den kurzen bis langen Laufzeiten der deutschen Rentenpapiere.
Abb. 6: Die Periode vom 17.06.2013 – 29.07.2016
Die letzten 3 Jahre sind gekennzeichnet durch ein auf und ab des europäischen Aktienmarktes – eine typische Schaukelbörse. Ein leichter Aufwärtstrend in den ersten anderthalb Jahren wird abgelöst von einer 4-monatigen Kursrally, die dann in einen Abwärtstrend übergeht. Insgesamt erreicht der Euro Stoxx 50 PI eine Rendite von 23,4 % gegenüber von 104 % der gemischten Strategie.
Eine genauere Betrachtung der Renditeentwicklung zeigt Folgendes: In den ersten 6 Monaten entwickeln sich die Buy-and-Hold-Strategie und die wahrscheinlichkeitsbasierte Strategie sehr ähnlich. Eine Abkopplung der gemischten Strategie erfolgt dann in einer Phase, in der der Markt seitwärts läuft und die Aktienquote sehr häufig angepasst werden muss.
Dieser Abstand wird gehalten während der Aufwärtsbewegung des Marktes und stabilisiert sich beim Übergang in den negativen Trend. Hier zeigt sich die Überlegenheit des Wahrscheinlichkeits-Modell-Ansatzes klar. Auch wenn kurze Abwärtsbewegung von der gemischten Strategie über einige Tage nicht vermieden werden können, wird keine ausgeprägte Abwärtsbewegung mit vollzogen. Hier fällt die Investitionsquote regelmäßig und teilweise über mehrere Monate auf 0 %.
Die gezeigten Ergebnisse werden dabei nicht nur für den beispielhaft dargestellten Euro Stoxx 50 PI erzielt, sie sind für alle betrachteten Märkte ähnlich positiv: Die Hypothese der Effizienz der Aktienmärkte muss abgelehnt werden. Es ist mit geeigneten Verfahren möglich, die Performance – sei es nun gemessen in einfachen Renditen oder mit den üblichen Performance-Maßen – Sharpe-Ratio, Treynor-Ratio – des Marktes systematisch zu schlagen.
Damit kann nicht mehr von einer Effizienz oder Rationalität des Aktienmarktes in der Definition von Fama gesprochen werden.
Ergebnisse der ex-post-Prüfung – Teil 3
2.3. Ergebnisse 2010 – 2013
Betrachten wir nun eine Marktphase, in der sich der europäische Aktienmarkt, gemessen am Euro Stoxx 50 PI, seitwärts bewegt.
Der europäische Aktienmarkt zwischen 2010 und 2013 zeichnet sich durch eine ausgeprägte Seitwärtsbewegung aus. Im Laufe dieser 3 Jahre erreicht der Euro Stoxx 50 Performance Index eine Rendite von 8,3 %, und auch der maximale Verlust und Gewinn über diesen Zeitraum ist eher von wenig starken Ausschlägen gekennzeichnet. Die gemischte Strategie erreicht nach 3 Jahren eine Rendite von 183 % – ein deutlicher Unterschied.
Betrachtet man die Entwicklung der Aktienquote wird aber auch klar, dass über längere Zeiträume tägliches Umschichten gefordert ist. Es gibt nur vier Perioden in denen eine Investitionsquote von 100 % oder 0 % über mehrere Wochen gehalten wird. Deutlich häufiger sind die Phasen mit Investitionsquoten zwischen 50 % und 80 % – ein offensichtlicher Beleg einer Seitwärtsbewegung.
Was aber auch deutlich wird, ist, dass sich dieses Umschichten lohnt, auch wenn über kurze Zeiträume Verluste der gemischten Strategie von mehr als 10 % nicht ausgeschlossen werden können. Gerade in einer solchen Börsenphase stellt sich die Frage, ob eine Realisierung mit Transaktionskosten lohnend ist oder ob die Strategie angepasst werden muss. Tägliches Umschichten erhöht die Kosten in erheblichem Maße und es kann jetzt schon vermutet werden, dass insbesondere die Anpassung der Investitionsquote im Aktienmarkt zwischen 80 und 100 % verändert werden muss.
Ergebnisse der ex-post Prüfung Teil 2
2.2. Ergebnisse 2007 – 2010
Die nächste Phase, die betrachtet wird, ist eher von einem negativen Trend geprägt.
Der Zeitraum zwischen 2007 und 2010 zeichnet sich durch ein komplett anderes Marktverhalten als zwischen 1995 und 1998 aus. Der Euro Stoxx 50 PI verliert in diesen 3 Jahren immerhin 34 %. Die gemischte Strategie erzielt dagegen 134 % plus. Es zeigt sich, dass gerade in solch schwierigen Marktphasen, das „Nicht-Investiert-Sein“ eine erfolgreiche Anlagestrategie darstellen kann. Es wird aber auch deutlich, dass Trendwenden schnell antizipiert werden und die Anlagequote von 100 % schnell erreicht wird.
In diesem 3-Jahres-Zeitraum sind die Übergänge zwischen 100 % und 0 % Investitionsquote zwar deutlich häufiger, aber die Übergänge der Wahrscheinlichkeitsverteilung mit den Wahrscheinlichkeiten zwischen 50 % und 80 % sind recht kurz. Da der Markt auch hier von mittelfristigen deutlichen Trends beherrscht wird, kann dies wenig überraschen.
Was aber auch beachtet werden sollte, ist das Kurseinbrüche von ca. 10 % durchaus auftreten können. Beispielhaft sei hier der August und September aus dem Jahr 2009 herausgegriffen. Da die Investitionsquote durchweg 100 % beträgt, werden die deutlichen Kursrückgänge Mitte August sowie Anfang und Ende September voll ausgekostet.